hotel in murnau
Blog
Ödön von Horváth

„Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“ So heißt es in „Zur schönen Aussicht“ von Edmund (Ödön) Josef von Horváth, besser bekannt unter dem Namen Ödön von Horváth, um 1926. Der deutsch-ungarische Schriftsteller zählt heute zu den bedeutendsten Literaten des 20. Jahrhunderts und die Theater reißen sich um seine Stücke. Ein nicht unwesentlicher Teil Ödön von Horváths persönlicher Geschichte findet seinen Ursprung hier, in Murnau am Staffelsee, wo er zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt gehört. Außerdem hat Murnau Ödön von Horváth zu zahlreichen Werken inspiriert, die ihn bis heute zu einem der meistgespielten Dramatiker des 20. Jahrhunderts machten.

1901 in Fiume (ehemals Königreich Ungarn, heute Rijeka, Kroatien) als deutsch-ungarischer Sohn eines Diplomaten geboren, findet Ödön von Horváth schon in jungen Jahren seine Liebe zum Schreiben. Sein erster literarischer Text entsteht zu Beginn der 20er-Jahre unter dem Titel „Das Buch der Tänze“. Zu diesem Zeitpunkt kam Ödön von Horváth auch zum ersten Mal gemeinsam mit seiner Familie nach Murnau und verbrachte mehrmals den Sommer hier. Im Jahr 1924 ließ sich die Familie in einem Landhaus in Murnau nieder, während Ödön von Horváth selbst zwischen Murnau, Salzburg und Berlin pendelte.

 

Von Horváths Weg zum Erfolg

 

Geprägt vom Ersten Weltkrieg und seinen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus drehen sich seine volkstümlichen Geschichten um Einzelschicksale der Mittel- und Unterschicht. Armut und die Zustände in der auf den Krieg folgenden Wirtschaftskrise sind äußerst präsent.


Perspektivlosigkeit, die Frage nach Verantwortung und Schuld, nach Gottesexistenz sowie die Rolle von Frauen in patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen macht Ödön von Horváth ohne Umschweife zum Thema und verwendet dabei – gerade in seinem Frühwerk – eine direkte und einfache Sprache. Ein Stilmittel, welches Kritiker später als „skizzenhaft“ und „noch roh“ bewerten. Ödön von Horváth benutzt dieses, um das sogenannte „Bildungsjargon“ zu kritisieren.
 

Aus der Zeit um 1924 stammt auch das Werk „Niemand“, von dessen Existenz man nichts wusste, bis es 2016 bei einer Auktion auftauchte und dann große mediale Aufmerksamkeit erlangte.

 

Mit dem aufkeimendem Faschismus und Nationalsozialismus Ende der 20er und Anfang der 30er-Jahre wird sein Werk nicht weniger politisch, im Gegenteil: Sein Stück „Sladek, der schwarze Reichswehrmann“ von 1929 wurde als offene Warnung vor dem Faschismus verstanden.
 

Den Höhepunkt seiner Karriere erlebt Ödön von Horváth 1931, als gleich zwei seiner wohl bekanntesten Stücke „Italienische Nacht“ und „Geschichten aus dem Wiener Wald“ Uraufführung feiern und er im selben Jahr den begehrten Kleist-Preis erhält. Doch der Erfolg sollte nicht lange anhalten: Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 verlässt der Schriftsteller Deutschland für einige Zeit, kehrt 1934 zurück und wird zwei Jahre später trotz seiner Versuche, sich dem Regime entgegen seiner persönlichen Ansichten anzupassen, des Landes verwiesen. Dies hat auch zur Folge, dass seine Bühnenstücke und literarischen Werke indiziert und in Deutschland nicht mehr aufgeführt wurden.

 

Schicksal eines Schriftstellers

1937 schaffte von Horváth es, mit seinem Roman „Jugend ohne Gott“ Aufmerksamkeit zu erlangen: Die Geschichte handelt von einem Lehrer, der mit seiner Schulklasse auf ein Zeltlager fährt und sich dabei neben politischen Konflikten auch in einen Mordfall verwickelt. Im Verlauf des Romans stellt sich der Lehrer immer wieder die Frage nach Recht und Unrecht sowie nach der Existenz Gottes und findet schließlich einen Weg, Wahrheit und Bestimmung zu erlangen. Auch diese Geschichte wurde unter dem NS-Regime ein Jahr nach seiner Veröffentlichung verboten. Durch die Übersetzung in mehrere Sprachen war diese jedoch trotzdem so erfolgreich, dass 1938 eine Verfilmung des Buches zur Sprache stand. Das Gespräch, das von Horváth dazu mit Regisseur Robert Siodmak führte, sollte ein schicksalhaftes Ereignis gewesen sein.

 

An exakt diesem Tag, dem 01. Juni 1938, hatte sich Ödön von Horváth in der Nähe der Champs-Élysées in Paris mit dem Regisseur getroffen und wurde wenig später während eines Gewitters von einem herabfallenden Ast erschlagen. Um seinen plötzlichen Tod spannt sich sogar das Gerücht, dass ein Wahrsager von Horváth ein bedeutendes Lebensereignis in den ersten Junitagen prophezeit haben soll. Da Ödön ein abergläubischer Mann gewesen sein soll, lehnte er es aus diesem Grund ab, mit Regisseur Siodmak im Auto mitzufahren und ging stattdessen zu Fuß – was ihn an diesem Abend das Leben kostete.

 

Neu entdeckter Klassiker: Von Horváth ab den 60er-Jahren

Doch Ödön von Horváths Werk wurde nicht vergessen: Seit den 50er-Jahren wurden viele seiner Stücke verfilmt und auch in musikalischen Texten sind Adaptionen seiner Werke zu finden.


In den 60er-Jahren erlebte die Literaturwelt eine wahre „Renaissance“ seines Schaffens: Die Bühnenstücke wurden wieder an den Theatern inszeniert und fanden schnell Anklang als sozialkritische Klassiker der Moderne. 


Heutzutage hat das Thema rund um Murnau besondere Relevanz: Im Jahr 2003 wurde in Murnau eine Ödön-von-Horváth-Stiftung gegründet, die sich für die Förderung seines Werks einsetzt und neben einem Horváth-Preis auch die Murnauer Horváth-Tage eingeführt haben, welche alle drei Jahre stattfinden.

 

Werke Ödön von Horváths mit Murnau-Bezug

Einigen Werken Ödön von Horváths wird ein klarer Bezug zu Murnau zugeschrieben. Sowohl Orte und Plätze als auch Personen, Gespräche oder Erlebnisse inspirierten Ödön von Horváth in Murnau.


So soll beispielsweise in „Zur schönen Aussicht“ (1926) das Hotel, in dem die Familie Ödön von Horváths ihre ersten Sommer in Murnau verbracht hat und das mit der Zeit heruntergekommen war, als Schauplatz inspiriert haben. Auch seine Erlebnisse dieser Zeit beeinflussten sein Werk.


Ereignisse während Ödön von Horváths Zeit in Murnau sollen ihn für sein Stück „Italienische Nacht“ (1931) inspiriert haben. Die Namen „Kasimir und Karoline“ seines gleichnamigen Stücks (1932) soll Ödön von Horváth von Murnauer Personen übernommen haben.

 

Ödön von Horváth in Murnau erleben

Wer nicht bis zu den nächsten Murnauer Horváth-Tagen warten möchte, kann seinen Besuch in Murnau auch mit einem Ausflug zum Schlossmuseum Murnau verbinden. Neben Werken von Gabriele Münter und der Künstlervereinigung „Der blaue Reiter“ ist Ödön von Horváth in dem Murnauer Museum eine Dauerausstellung gewidmet.


Das Museum ist nicht weit vom Alpenhof Murnau entfernt, verbringen Sie Ihren Urlaub bei uns in Bayern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

 

Hinweise zum Bild:  Es ist erlaubt, die Datei unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version, veröffentlicht von der Free Software Foundation, zu kopieren, zu verbreiten und/oder zu modifizieren; es gibt keine unveränderlichen Abschnitte, keinen vorderen und keinen hinteren Umschlagtext. Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare

Newsletter Anmeldung

Sie sind interessiert an aktuellen Angeboten sowie interessanten Informationen über die Region und stattfindenden Veranstaltungen? Teilen Sie uns Ihre Interessen mit und erhalten Sie auch nur für Sie relevante und interessante Inhalte.