hotel in murnau
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Hotelier Christian Bär im Interview

„Wir sollten nichts mehr tun, was unzeitgemäß, verschwenderisch oder sinnlos ist.“

Von der Natur inspiriert zu sein, ist eine schöne Philosophie – sie bei allen Entscheidungen im Blick zu haben, eine immense Aufgabe. Christian Bär über Nachhaltigkeit im Hotelbetrieb.

Die Bundesregierung hat in Sachen Klimaschutz wichtige Ziele ausgerufen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Wie klimaneutral ist der Alpenhof Murnau 2030?
Christian Bär: Bei uns im Alpenhof Murnau werden die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz als Teil eines Prozesses schon seit einigen Jahren konsequent eingebunden. Unsere „Klimawand“ mit den 17 SDG´s, also den UNO-Nachhaltigkeitszielen, erinnert Gäste und Mitarbeiter täglich an unsere Verantwortung. Entscheidend dabei ist, dass wir in unserer Philosophie beanspruchen, zum Klimaschutz beizutragen, in dem wir auch permanent kleine Schritte gehen. Seit Kurzem haben wir dafür eine Klima-Task-Force ins Leben gerufen. Sie besteht aus vier Managern aus unterschiedlichen Abteilungen, die ständig darauf bedacht sind zu überwachen, dass auf dem Gebiet des Klimaschutzes immer wieder kleine Projekte umgesetzt werden. Die Liste der umgesetzten Projekte ist mittlerweile schon sehr lang, wächst ständig und wird bald auch für Gäste publik gemacht. Auch wenn es bisher noch keine echte Messlatte für ein klimafreundliches Hotel gibt, sind wir von GreenSign-Hotels bereits mit vier von fünf Sternen zertifiziert. Den fünften Stern wollen wir natürlich unbedingt
auch noch, daran arbeiten wir derzeit.

Wie stehen Gäste zum Thema Nachhaltigkeit? Ist das ein Faktor, der die Buchungsentscheidung beeinflusst? Und wie reagieren die Gäste auf die Bemühungen?
Christian Bär: Mittlerweile ist fast jedem Gast das Thema Nachhaltigkeit bewusst, es gibt allerdings unterschiedliche Reaktionen auf unsere Veränderungen. Nicht jedem Gast gefällt es, wenn er nicht mehr acht Handtücher pro Tag verbrauchen soll anstelle von zwei. So gibt es zu jedem kleinen und großen Nachhaltigkeitsthema auch eben immer mal wieder kleine oder größere Diskussionen, denen wir uns gern stellen. Im Dialog versuchen wir natürlich, ein Verständnis und Bewusstsein aufseiten der Gäste zu schaffen. Im Großen und Ganzen werden unsere Bemühungen in dieser Richtung aber wirklich positiv aufgenommen.

„Inspiriert von der Natur“ – was bedeutet das im Alpenhof Murnau im Alltag?
Christian Bär: Die Natur rund um Murnau hat schon König Ludwig, Wassily Kandinsky und Gabriele Münter mit den Blauen Reitern sowie viele zeitgenössische Künstler und Fotografen in ihrem Schaffen inspiriert. Unsere Gäste genießen die Seen, die Berge und das Murnauer Moos ebenso und lassen sich mit der besonderen Aura unserer Landschaft nicht nur in die seelische Mitte, sondern auch in einen Erholungszustand versetzen. Genauso geht es unseren Mitarbeitern und uns selbst: Wir haben das Gefühl, inmitten eines Paradieses arbeiten zu dürfen. Die Liebe zur Natur und ihrem ganz besonderen Einfluss auf unser Wohlbefinden begleitet uns täglich und motiviert uns, für unsere Gäste das Beste zu geben – und natürlich auch, die Natur um uns herum zu bewahren.

Wie stehen die Mitarbeiter im Alpenhof zu dem Thema und den damit verbundenen Maßnahmen?
Christian Bär: Wir haben derzeit über 30 Azubis, denen unsere besondere Aufmerksamkeit gilt. Die leben das Thema sogar noch mehr und schätzen es, dass wir als Arbeitgeber die
Nachhaltigkeit in der Philosophie des Hotels verankert haben. Spannend fand ich auch, wie schnell nach den ersten Workshops zum Thema die Begeisterung auf alle übergesprungen ist, und jetzt werden eigentlich fast wöchentlich neue Ideen aus allen Bereichen von den Mitarbeitern eingereicht.

Was ist für dich persönlich der größte Antrieb, um das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben?
Christian Bär: Dafür gibt es für mich ganz klar zwei Hauptbeweggründe: Ich habe erstens selbst Kinder, für die ich verantwortungsvoll handeln möchte und die ein Recht darauf haben,
in einer möglichst intakten Welt zu leben. Dafür setze ich mich persönlich gern ein. Andererseits ist es auch meine Vernunft, die mir sagt, dass wir keine Dinge mehr tun sollen, die unzeitgemäß, verschwenderisch, dekadent oder sinnlos sind.

Du bist auch sehr aktiv im Austausch mit anderen Hotels. Wie wird dort das Thema eingeschätzt? Was ist für alle die größte Herausforderung? Oder wo sieht man die größten Chancen?
Christian Bär: Es gibt ja ökologische, soziale und ökonomische Ziele bei der Nachhaltigkeit. Die große Herausforderung ist sicherlich, nachhaltiges Handeln auch zu finanzieren. Deshalb
wird es auch einige Zeit dauern, bis Hotels nachhaltig agieren können. Nicht jeder kann sich beispielsweise eine Photovoltaikanlage aufs Dach zaubern oder mal eben die gesamte Heizungsanlage austauschen.

Welche Maßnahme hat im Alpenhof bisher die größte Wirkung gezeigt?
Christian Bär: Die Maßnahme mit der größten Wirkung waren die Coachingtage von Michaela Reitterer aus Wien, die auf dem Gebiet „Nachhaltiges Führen eines Hotels“ sicherlich zu den absoluten Vorreitern in Europa zählt und die unser gesamtes Team für das Thema „entflammt“ hat. Durch ihre Tipps und ihre Erfahrung in ihrem eigenen Hotel „Stadthalle“ in Wien hat sie uns Wege gezeigt, die wir ohne Probleme gehen können, ohne uns dafür verbiegen zu müssen. Seitdem macht das nachhaltige Handeln im Alpenhof Murnau uns allen unglaublich viel Freude. Zu sehen, was man auch durch kleine Stellschrauben verändern kann und wie groß langfristig die Wirkung sein wird, ist sehr erfüllend.

Man hört es deutlich heraus: In Sachen Nachhaltigkeit hast du eine persönliche Vision und eine Mission, die du verfolgst.
Christian Bär: Absolut, und zwar aus gutem Grund: Jeden Tag führt uns die Natur rund um den Alpenhof vor, wie wertvoll sie ist – und erinnert uns daran, dass es unser Ziel sein muss, Gewachsenes zu bewahren. So halten wir es auch mit dem Hotel: Neuerungen setzen wir ausschließlich behutsam und bedacht um, ohne alte Werte oder Bestehendes zu zerstören. Denn ich glaube, dass die Zukunft bewusst gestaltet werden muss, aber auch die Vergangenheit immer spürbar sein sollte – erst das erzeugt Charakter, Eigenständigkeit und zeigt Respekt gegenüber den eigenen Wurzeln. Das einzigartige Murnauer Moos, die traumhaften Berge und unsere Seen sehen wir quasi als Grundpfeiler des Hotels, mit dem wir uns der uns umgebenden Landschaft unterordnen und so handeln, dass die Umwelt auf keinen Fall unter uns Schaden nimmt. Die Natur prägt unsere Philosophie – ohne sie sind wir nichts, und deshalb hat für mich das Bewahren so einen hohen Stellenwert.

Woran können Gäste Nachhaltigkeit im Hotel erkennen?

Machen Sie selbst den Check: Wo entdecken Sie nachhaltiges Denken und Handeln im Alpenhof Murnau? Und wo könnte man vielleicht eine gute Idee leicht umsetzen? Wir freuen uns auf Ihre kreativen Hinweise und verraten Ihnen hier, was wir bereits tun, um in Sachen Nachhaltigkeit vollen Einsatz zu zeigen.

Unsichtbar & wirkungsvoll
• Wir beziehen Strom aus regenerativen Quellen oder produzieren ihn selbst (eine Photovoltaik-Anlage befindet sich im Aufbau)
• Wir setzen auf nachhaltige Gebäudeausstattung (Heizungstechnik, Wassereinsparungen etc.)
• Wir achten auf korrekte Mülltrennung und Maßnahmen zur Müllvermeidung
• Wir achten auf Maßnahmen gegen Lebensmittel- und Ressourcenverschwendung (Cradle-to-Cradle-Prinzip, Einkauf, Lagerung, papierloses Büro etc.)
• Wir kaufen regionaler ein oder beziehen bevorzugt Bioprodukte, Fairtrade oder saisonale Produkte
• Wir bieten Schulungen, Weiterbildungen und weitere Vorzüge für Hotelmitarbeiter bzw. ein betriebliches Gesundheitsmanagement
• Wir unterstützen Naturschutzprojekte, sozialen Einrichtungen und die lokale Gemeinschaft Sichtbar & effektiv

Sichtbar & effektiv
• Unser Leitbild für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung zeigen wir auf der Website des Hotels
• Wir kommunizieren Nachhaltigkeitsaktivitäten und Zertifizierungen auf der Website
• Wir achten auf Energieeffizienz im Hotelzimmer und setzen LEDs, energiesparende Geräte etc. ein
• In öffentlichen Bereichen nutzen wir wiederverwendbare Handtücher anstelle von Papiertüchern
• Wir bieten an, auf eine zusätzliche Reinigung der Zimmer zu verzichten
• Wir stellen innerhalb des Hotels Informationen zur Sensibilisierung der Gäste über Nachhaltigkeit in schriftlicher, aber auch in mündlicher Form durch unsere Mitarbeitenden zur Verfügung
• Wir vermeiden nicht recyclingfähigen Portionsartikeln (z.B. Marmelade beim Frühstück oder auffüllbare Seifenspender)
• Buchungsbestätigungen oder Rechnungen werden per E-Mail versendet bzw. auf PEFC-Papier gedruckt (Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft)
• Eine E-Ladesäule ist vorhanden und das Hotel bietet Fahrräder und E-Bikes zum Verleih an
• Auf der Speisekarte finden sich vegane und vegetarische Gerichte

Hier unsere Alpenhof Murnau Hotelzeitung | Ausgabe 1/2023 | Nachhaltigkeit im Hotel

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