Der Blaue Reiter in München
21.03.2024, - Kunst & Kultur
Es ist die weltweit größte Sammlung von Werken des „Blauen Reiters“: Weit über tausend expressionistische Exponate und Kunstwerke haben das Münchner Lenbachhaus im Laufe der Jahre zu dem Kunst-Hotspot in Deutschland gemacht. In der gleichnamigen Ausstellung "Der Blaue Reiter“ sind die Werke der Künstlervereinigung zu betrachten – wir haben einmal einen Blick darauf geworfen.
"Der Blaue Reiter" führt Besucher des Lenbachhauses in den durch die Architekten Foster + Partners entwickelten Neubau. Im zweiten Obergeschoss untergebracht und durch natürliches Tageslicht beleuchtet, werden die Kunstwerke im zeitlosen Ambiente ideal präsentiert. So finden sich Ölstudien von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky neben ikonischen Werken von August Macke und Franz Marc. Insbesondere Kandinsky wird Einiges an Fläche zugestanden: Sowohl sein Jugendstil und Frühwerk als auch die bekannten großen Gemälde sind in der Ausstellung "Der Blaue Reiter" zu sehen. Ein Großteil der Exponate fand seinen Weg in das Lenbachhaus durch eine Schenkung Gabriele Münters, die der Künstlervereinigung "Blauer Reiter" angehörte und anlässlich ihres 80. Geburtstags 1957 mehr als 1000 Werke an die Stadt München übergab. Die in dieser Sammlung enthaltenen Werke hatte sie nach Auflösung des „Blauen Reiter“ behalten und sogar während der NS-Zeit versteckt – galten sie doch bei den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“. Die Bernhard und Elly-Koehler-Stiftung ergänzte den Bestand des Lenbachhauses schließlich um weitere expressionistische Werke, insbesondere von Franz Marc und August Macke, aus der moderneren Zeit.
Geschichte und Gründung des „Blauen Reiter“
Doch wie hatte alles begonnen? "Der Blaue Reiter" findet seinen Ursprung in einer weiteren Künstlervereinigung, der „Neuen Künstlervereinigung München“ (N.K.V.M.). Schon bald kommt es jedoch zwischen den Angehörigen der Organisation zum Bruch – Punkt des Anstoßes ist immer wieder die Kunst Kandinskys, welche zunehmend abstrakter wird und immer weniger mit dem künstlerischen Grundverständnis der anderen Mitglieder vereinbar ist. Es kommt zum Ausstieg Kandiskys und Franz Marcs, der einen ähnlichen Stil verfolgt. Die beiden Außenseiter verbünden sich zu einer eigenen Initiative, die in erster Linie als Herausgeber einer Almanach (Fachzeitschrift) aktiv ist. Schon bald planen sie in direkter Konkurrenz zur N.K.V.M. erste Ausstellungen, die das eigene Kunstverständnis zeigen sollen und unter Kennern großen Anklang finden.
Gemeinsam mit Kandinsky verlassen auch seine Gefährtin, Gabriele Münter, sowie die Künstler Hartmann, Kubin und Fauconnier die N.K.V.M. Als weitere Mitglieder des „Blauen Reiter“ sind Paul Klee, August Macke, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin bekannt. Die Künstler haben außerdem gute Verbindungen nach Paris: Neben den eigenen Werken sind in den Ausstellungen des „Blauen Reiter“ um 1911 und 1912 auch Werke von Henri Matisse, Robert Delaunay und Henri Rousseau zu sehen.
„Der Blaue Reiter“ als Bewegung des Protests
Abgesehen von der Kunstszene selbst findet diese neue Form der Kunst jedoch keinen allzu großen Anklang: Kritiker unterstellen den Künstlern Schludrigkeit, sehen die expressionistischen Werke als „schlampig“ und „drauflos gemalt“. Tatsächlich ist die starke Abstraktion von Motiven wesentlicher Bestandteil der Kunstrichtung. Sie orientiert sich dabei am Interesse der Kunstschaffenden, sich wieder dem primitiven Grundgedanken der Kunst zu nähern. Kern des Expressionismus ist auch seine Ausrichtung als Kunst des gesteigerten Ausdrucks: Maler wie Marc und Kandinsky waren davon überzeugt, dass der Mensch eine „innere und äußere Erlebniswirklichkeit“ besitzt, in der sich die tatsächlich erlebten Gefühle und Eindrücke von den gelebten Konventionen der Gesellschaft unterscheiden. Dabei stellt der Expressionismus in erster Linie eine Antwort auf die gesellschaftlichen Entwicklungen selbst dar: In der Vorkriegszeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts nimmt die begonnene Industrialisierung und Materialisierung weiter zu. Die Menschen geben ihre Existenzen auf dem Land auf und suchen ihr Glück in den Großstädten, wo sie sich Erfolg versprechen. Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer; gleichzeitig lehnt die Unterschicht die manifestierten Normen des Bürgertums immer weiter ab. Die Expressionisten solidarisieren sich mit den Ärmeren, lehnen sich mittels ihrer Kunst gegen Konventionen auf und stellen den Menschen und seine Emotionen in den Fokus. Großes Ziel ist letztlich die Gleichberechtigung – nicht nur die der Menschen, sondern auch die der Kunst. Als frühe Vorläufer des Expressionismus gelten Paul Gauguin, Vincent van Gogh und Edvard Munch.
Der Blaue Reiter löst sich schließlich 1914, nur 3 Jahre nach Gründung, wieder auf. Diskrepanzen zwischen einzelnen Künstlern hatten darauf nur wenig Einfluss; vielmehr war es der erste Weltkrieg, der die Künstler zu Kampfeinsätzen oder zur Flucht zwang und so die losen Bande zwischen den Künstlern zerreißen ließ. Ihre Werke haben jedoch bis heute Bestand und sind bedeutender Teil der expressionistischen Kunstepoche. „Der Blaue Reiter“ ist als Dauerausstellung im Lenbachhaus München zu sehen. Daneben werden unter dem Namen „Gabriele Münter – Malen ohne Umschweife“ aktuell Exponate der Künstlerin Münter gezeigt; die Ausstellung läuft noch bis zum 08. April 2018.
Weitere Kunst in Murnau
Wer sich für die Künstler des „Blauen Reiter“ interessiert, findet auch rund um Murnau interessante Anlaufstellen: So liegt in geringer Entfernung vom Alpenhof Murnau das Münter-Haus, einst Treffpunkt für die Künstlervereinigung und zweitweise gemeinsamer Wohnort von Gabriele Münter und Wassily Kandinsky. Auch das Franz Marc Museum liegt in unmittelbarer Nähe. Hier widmet sich die Ausstellung voll und ganz dem Werk des Künstlers, der ikonische Bilder wie „Der Tiger“ oder „Die Blauen Pferde“ erschuf. Für Kunstbegeisterte lohnt sich daher ein Ausflug in den Süden Deutschlands – gern sind wir dann für Sie da. Buchen Sie jetzt Ihren Aufenthalt im Alpenhof und sparen Sie mit unseren aktuellen Preis-Specials!
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