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Drei sind eins zu viel? Nein, drei sind zu wenig! Deswegen baute sich der Märchenkönig Ludwig II. neben Schloss Neuschwanstein, Schloss Linderhof und dem Königshaus am Schachen noch ein viertes Märchenschloss: Das Neue Schloss Herrenchiemsee liegt mitten auf der größten Insel des Chiemsees und gilt als „Tempel des Ruhmes“ für die französischen Bourbonenkönige.

Wir haben uns auf unserer Schlösserreise natürlich auch dieses Exemplar des bayrischen Monarchen ganz genau angesehen.

„Ich baue mir die Welt wie sie mir gefällt...“

Ludwig war schon seit frühester Kindheit ein träumerisches Wesen und flüchtete aus der Realität in seine Traumwelten, die von längst vergangenen Zeiten handelten. Er schrieb schwärmerische Gedichte, litt mit Schillers „Maria Stuart“ und schwärmte für die Opern von Richard Wagner. Als er 18 Jahre alt war, holte ihn die Realität mit ganzer Wucht ein. Als sein Vater überraschend starb, saß er völlig unerwartet, viel zu jung auf dem Thron. Doch die neue Aufgabe eröffnete ihm ungeahnte Möglichkeiten. Er war ein König in einer Zeit, die keinen König mehr verlangte. Was also tun? Ludwig stürzte sich von einem Bauprojekt ins nächste und ließ seiner Phantasie dabei freien Lauf – sehr zum Unglück der bayrischen Staatskasse.

Ein größenwahnsinniges Bauprojekt

Ein lang gehegter Traum Ludwigs war es, durch die Gänge des Schloss Versailles in Frankreich auf den Spuren des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zu wandeln. Nachdem eine Reise nach Versailles 1870 aufgrund des Deutsch-Französischen Krieges bedauerlicherweise abgesagt wurde, versuchte er es vier Jahre später erneut, diesmal mit Erfolg. Es war vielleicht Liebe auf den ersten Blick, vielleicht auch nur die sehnsüchtige Erfüllung eines Kindheitstraumes, aber das Gefühl, das Ludwig überkam, reichte zumindest dafür aus, ein Abbild des imposanten Schlosses bauen zu wollen. Wie jeder weiß, brauchen große Projekte auch große Namen. Ludwig II. nannte sein viertes Schlossprojekt „Meicost Ettal“, was nichts geringeres als ein Anagramm des Sinnspruchs von König Ludwig XIV. „L´État, c´est moi“ (Der Staat bin ich) war.

Wenn man so viele Bauprojekte plant, wie Ludwig II. hat man natürlich einen Architekten des Vertrauens. In diesem Fall war das Georg Dollmann. Am 21. Mai 1878 wurde der Grundstein des Projektes auf der Insel Herrenchiemsee gelegt, die Ludwig II. für schlappe 350.000 Gulden erwarb. Die vollständigen Kosten für das Prunkschloss des Märchenkönigs sollen allerdings bei rund 16,6 Millionen Mark gelegen haben, womit Schloss Herrenchiemsee nicht nur das letzte Bauprojekt war, sondern auch das teuerste. Wer jedoch heute gerne behauptet, die Ausgaben Ludwigs II. haben die bayrische Staatskasse ruiniert, sollte noch einmal überlegen. Der einzige, der ruiniert wurde, war der König selbst. Doch die Ausgaben förderten tatsächlich die bayrische Wirtschaft. München wuchs in kurzer Zeit zum führenden Zentrum des Kunsthandwerks im deutschsprachigen Raum heran.

Das unvollendete Neue Schloss Herrenchiemsee

Es ist nicht verwunderlich, dass Ludwig II. sein Schloss auf einer abgeschiedenen Insel im Chiemsee bauen ließ. Der Menschenfeind liebte die Ruhe ließ nur wenige Menschen wirklich an sich heran. Damit steht das Neue Schloss Herrenchiemsee im Kontrast zu seinem Vorbild, das als Zentrum des französischen Hofes von mehreren tausend Personen bewohnt wurde. Das Schloss wurde bis zum Tode Ludwigs II. im Sommer 1886 gebaut, allerdings wurden nur einzelne Zimmer wirklich fertiggestellt. Das aufwändig geplante Schloss des Märchenkönigs konnte, wie Schloss Neuschwanstein, aufgrund der Finanzierungsschwierigkeiten nicht vollendet werden und befindet sich bis heute im Rohbau. Der König konnte nur wenige Tage in seinem prunkvollen Bau wohnen.

Die Grundform des Gebäudes folgt einer einfachen Grundform und umschließt hufeisenförmig einen Ehrenhof. Baustil der Außenfassade ist ebenfalls wie in Versailles der Klassizistische Barock. Der streng symmetrische Schlosspark folgt dem Schema klassischer Barockgärten. Die Innenräume wurden ausschließlich auf dem mittleren Stockwerk vollendet. Durch alle Zimmer ziehen sich weiße und goldene Flächen zusammen mit der dunkelblauen Kontrastfarbe als Symbolfarbe für den König. Im Vestibül des Schlosses befindet sich eine prunkvolle, königliche Monumentalvase aus Marmor mit Pfauenfiguren aus Bronze. Der Pfau gilt ebenfalls als Symbol für die Königswürde Ludwigs II. Die Paradezimmer sind bis auf kleine Abweichungen Nachahmungen der Staatsgemächer Ludwigs XIV. im absolutistischen Stil des Louis-quatorze. Ludwig II. ließ sie aufwändig mit Blattgold, Marmorstatuen und zahlreichen Wand- und Deckengemälden verzieren. Die Künstler schickte er eigens dafür nach Versailles, im exakte Kopien zu erhalten. Als Highlight der Paradezimmer gelten das Prunkschlafzimmer und die Spiegelgalerie. Das fürstliche Schlafzimmer stand am Hofe des Sonnenkönigs unter dem Motto Lever und Coucher – Aufstehen und Schlafengehen. Hier fanden die erste und letzte Audienz des Tages statt und war Mittelpunkt des Hofalltags. Die Spiegelgalerie besticht mit zahlreichen Marmorbüsten römischer Kaiser und Statuen römischer Götter und einem imposanten Deckengemälde, welches die wichtigsten Kriegszüge Ludwigs XIV. darstellt. Bis auf die darauffolgenden Wohnräume, im speziellen das zweite Schlafzimmer, wurden die aufwändig gestalteten Räume nie genutzt und sind daher ausschließlich private Schaustücke Ludwigs II. Der Rest des Schlosses befindet sich unvollendet im Rohbau.

Der Wunsch Ludwigs II., das Neue Schloss Herrenchiemsee nach seinem Tode vor der Öffentlichkeit zu schützen, wurde natürlich nicht erfüllt. Anders als bei einer Sandburg ist ein großes Schloss, dass zudem noch über die Maßen teuer war, nicht so einfach zu zerstören. Natürlich wurde es in ein Museum verwandelt und kann ganzjährig besichtigt werden, man kommt allerdings nur über den Wasserweg dorthin.
 

Neugierig geworden? Wenn ihr Lust bekommen habt, auf den Spuren König Ludwigs II. zu wandeln, stehen wir für weitere spannende Informationen zum Neuen Schloss Herrenchiemsee und der tragischen Geschichte des Märchenkönigs vor Ort im Alpenhof Murnau gerne für euch zur Verfügung.

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